Der Zauber der Liebe

Einst sagte man mir, dass der Tod wie ein ewiger Traum sei. Doch was ist, wenn der Tod ausblieb? Wenn du ewig lebst? Ist das dann ein niemals enden wollender Tagtraum? Darüber denke ich schon seit 50 Jahren nach. Wie jede Vampir-Liebesgeschichte, beginnt auch diese mit einem kleinen Mädchen, das von der Unsterblichkeit träumte, und diese, wenn sie älter war, erlangte. Wenn auch ungewollt. Wie alle jungen Frauen, war auch ich von dem Vampirhype betroffen. Kurz vor meinem 18. Geburtstag wurde ich von einem sexy Vampir verwandelt.

Ich war mit meinen Freundinnen nach Italien gefahren, eine Woche vor meinem Geburtstag. Wir wollten shoppen gehen und uns einen Kurzurlaub gönnen. Jede von uns fand rasch einen Urlaubsflirt. Auch ich. Alle fanden einen netten, aufrichtigen Kerl, nur ich erwischte den Vampir. Carlos war sein Name und sein Lächeln war einfach umwerfend und hypnotisierend gewesen. Ich hatte mich nie gefragt, warum wir uns nur bei Nacht treffen konnten, oder nur an extrem schattigen Plätzen. Es war mir egal, dass er nie etwas aß. Ich war wie verzaubert und unheimlich verliebt. Am Ende der Woche wusste ich auch warum. Es war einen Tag vor unserer Heimreise, als er mich zu sich nach Hause bat. Er wohnte in einer wunderschönen Villa außerhalb Venedigs. Ich brannte darauf, seine Eltern kennen zu lernen. Doch als wir sein Haus betraten, zog er mich an sich und begann zu erklären und zu zeigen, was er wirklich war: ein Vampir! Anstatt sofort zu fliehen, blieb ich einfach in seinen Armen und ließ mich immer noch von ihm verzaubern. So geschah es bei jedem seiner Opfer. Doch mich wolle er nicht töten, meinte er, denn er habe sich unwiderruflich in mich verliebt. Er kam näher und küsste mich am Hals. Er wolle mich vor dem Tod beschützen, flüsterte er mir ins Ohr, vor dem schrecklichen Zerfall meiner Schönheit. Und dann biss er zu.  Ich fühlte den Schmerz, denn das Gefühl des Aussaugens verursachte. Es war schrecklich. Danach fühlte ich Kälte. Eisig, als ob ich erfrieren würde. Bald fühlte ich nichts mehr, weder Schmerz, noch Kälte. Carlos Lippen lösten sich wieder von meinem Hals und er lächelte mir ins Gesicht. Nun war ich eine von ihnen geworden, ein Geschöpf der Nacht. Am nächsten Tag fanden meine Freundinnen nur einen Brief auf meinem unbenutzten Bett. Darin schrieb ich, dass ich auf ewig bei Carlos bleiben würde. Sie nahmen es einfach so hin und fuhren nach Hause.

Selbst jetzt bin ich noch immer bei ihm und sehe noch aus wie damals. Auch unsere Liebe ist noch immer dieselbe, so leidenschaftlich wie am ersten Tag unserer Begegnung. Ich würde ihn niemals verlassen, für nichts in dieser Welt. Ich würde für ihn sterben, erneut und endgültig. Er würde für mich dasselbe tun. Darum stehe ich anstatt seiner auch jetzt auf diesem Scheiterhaufen und büße seine Sünden. Denn eines hatte sich selbst jetzt nicht verändert: Sein Lächeln wirkte immer noch hypnotisierend, auch noch auf mich.

Nach oben